SPD zieht alle Register: Dauerbeschallung zur Stadtverschönerung?
Die SPD beantragt im Stadtrat von Halle, dass die Stadt prüfen solle, ob man mit der Beschallung der Marktplatz-Haltestellen mit (klassischer) Musik die Aufenthaltsqualität auf dem Marktplatz erhöhen könnte. Denn Halle sei schließlich die Händelstadt und könnte dadurch die Attraktivität steigern.
Ironischerweise hielt es Händel selbst in Halle nicht lange aus, obwohl nicht überliefert ist, ob er vielleicht vor einer Stadtpolitik, die die Stadt zur leblosen Ödnis machen wollte, nach London geflohen ist oder einfach nur mal weg wollte.
Jedenfalls hätte Händel guten Grund zum Verschwinden gehabt, denn das Konzept der Beschallung mit klassischer Musik ist in anderen Städten nicht nur unfassbar nervig, sondern soll vor allem den Daueraufenthalt zu einer Tortur machen.
In Leipzig und in Berlin gilt die Beschallung dabei als akustische Teil der „defensiven Architektur“, mit der zwar nicht die kaufkräftigen Mittelalten, die sich nur kurz zum Shoppen in der Innenstadt aufhalten, aber dafür die Alten, die Jungen und vor allem Wohnungslose vertrieben werden können.
Das sind aber diejenigen, die den Marktplatz hauptsächlich nutzen: Menschen, die keinen anderen Ort haben, die hier längere Pausen einlegen müssen oder die sich im Zentrum der Stadt mit anderen treffen. Was der nutzlose Trenner auf einer Parkbank, die ab 24 Uhr immer geschlossene Sparkassenfiliale und der Skaten-Verboten-Hubbel für die Verwaltung jetzt schon ist (eine gute Möglichkeit vermeintlich „Störende“ loszuwerden), ist für die Sozialdemokrat*innen ihre Aufwertungskampagne mit Händel und Bach.
Wir nehmen das zum Anlass, grundsätzlich an die Probleme „defensiver Architektur“ zu erinnern und deutlich zu machen, dass der gesamte Aufwertungsdiskurs in Halle auf den Müll gehört. Egal ob es um Musik, das Meckern über Müll oder über Billig-Läden geht: Halle wird definitiv nicht besser, wenn jetzt vordringlich das zerstört wird, was es hier wenigstens noch gibt.
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