Leipzig: Veranstaltungswochenende zu "Islamophobie"
(ag/sw) Vom 28. Mai bis 30. Mai fand in der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Leipzig eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Wer hat Angst vor dem Kopftuchmädchen? Erscheinungsformen und Funktion der Islamophobie“ statt, welche durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem Förderkreis demokratische Volks- und Hochschulbildung e. V. und dem SDS Leipzig organsiert wurde. Am ersten Tag fand durch Dr. Sabine Schiffer, Leiterin des Instituts für Medienverantwortung (IMV) eine Einführung ins Thema „Islamophobie“ statt und dabei erklärte Sie, dass mensch statt Islamophobie eher den Begriff „antimuslimischer Rassismus“ verwenden sollte.
Am Samstag stellte die Leiterin des IMV das Bild des Islams in den Medien vor. Sie betonte, dass das Islambild in den Medien relativ differenziert sei, doch es einige Anzeichen gibt, wie bspw. die häufige negative Berichterstattung zu den Hauptsendezeiten, die für eine Dramatisierung und Skandalsierung des Themas sprechen. Zudem äußerte Sie sich kritisch zu der medialen Debatte nach dem schweizer Minarettverbot. Diese sei zwar kritisch gewesen, aber zumeist gegenüber anderen Staaten und selten selbstreflexiv auf Deutschland bezogen. Überdies sagte Schiffer: „Die Gruppen-Inkriminierung ist eine große Gefahr“ und damit meine Sie nicht nur den Islam, sondern auch andere Gruppen wie Frauen, Griechen oder Asiaten, die vermeintlich Schuld für die Krise, die Angst oder dem Terror seien. Die Schaffung des Feindbildes islamische Frau ist nicht nur konfus sondern auch „schizophren“, so Schiffer weiter. Einerseits wird die Muslima als recht- und machtlos dargestellt, andererseits als „böser Geist“, der über allem schwebt und vermeintlich Bomben unter den Burkas versteckt.
Desweiteren wurden am Nachmittag vier Workshops angeboten. Der dritte Workshop hatte das Thema „Innenpolitische Konsequenzen der Islamophobie - Integration und innere Sicherheit“. Hier stand zunächst das Interview Thilo Sarrazins mit Lettre International zum Thema Wirtschafts- und Migrationspolitik in Berlin aus dem September 2009 im Vordergrund. Die WorkshopteilnehmerInnen untersuchten gruppenweise den Text auf rassistische Äußerungen anhand der Rassismusdefinition von Albert Memmi. Zahlreiche Beispiele wurden für die Fremdenfeindlichkeit seiner Aussagen gefunden, die sich vor allem auf MitbürgerInnen arabischer und türkischer Herkunft beziehen. Diese sind nach Sarrazin „weder integrationswillig noch –fähig“.
Diese diskriminierenden Aussagen waren dann Ausgangspunkt einer sehr regen Diskussion unter den TeilnehmerInnen, die den ersten Teil des Workshops beendete. Im zweiten Teil des Workshops beschäftigte sich die Gruppe mit dem Thema Extremismus. Hierzu gab es zunächst einen kurzen Einführungsvortrag der Workshopleiterin Elena Buck vom Forum für kritische Rechtsextremismusforschung. Der Grundbegriff des Extremismus wurde erklärt, sowie seine kennzeichnenden Merkmale. Dann wurde die fatale Gleichsetzung von Rechtsextremismus, Linksradikalismus und Islamismus in der Politik thematisiert. Gerade die Angst vor Islamismus in der Bundesregierung äußert sich in absurden Fragen in Einbürgerungstests und trägt sich bis in die Schulen hinein, indem es mittlerweile auch Arbeitsblätter zur „Erkennung“ von IslamistInnen gibt. Auch hier entstand schnell eine lebhafte Diskussion, in der dieser gelungene und hochinteressante Workshop schließlich seinen Abschluss fand.
Im vierten, welcher von Ulli Jentsch, vom Antifaschistischen Pressearchiv, geleitet wurde, ging es um „islamfeindliche Gruppierungen aus der extremen Rechten“. Dabei zeigte Jentsch auf, dass im Internet viele anti-islamische Blogs betrieben werden unter denen im deutschsprachigen Raum „politically incorrect“ hervorsticht. Dabei stellte Jentsch jedoch heraus, dass es sich dabei nicht um weitgefasste Religionskritik, sondern mehr um Verschwörungstheorien handele, die im Zuge der Islamisierung von einem Staat „Eurabia“ ausgehen, der entschieden abgelehnt wird. Diese Haltung wird meist mit einer Solidarität zu Israel und einem vermeintlichen abendländischen und christlichen Wertekanon verknüpft. Außerdem gibt es gewisse Formulierungen bei den selbsternannten „Islam-KritikerInnen“, die zeigen, ob es sich unabhängig vom Inhalt, um seriöse Kritik oder Stimmungsmache gegen den Islam handele. So werde die Wörter Islam und Islamismus gleichgesetzt oder MigrantInnen als Musel bezeichnet.
Alles in allem war es ein sehr gelungenes Veranstaltungwochenende in Leipzig, was sich auch an den etwa 50 TeilnehmerInnen zeigte, die den mehr oder weniger weiten Weg nach Leipzig gekommen waren.
Am Samstag stellte die Leiterin des IMV das Bild des Islams in den Medien vor. Sie betonte, dass das Islambild in den Medien relativ differenziert sei, doch es einige Anzeichen gibt, wie bspw. die häufige negative Berichterstattung zu den Hauptsendezeiten, die für eine Dramatisierung und Skandalsierung des Themas sprechen. Zudem äußerte Sie sich kritisch zu der medialen Debatte nach dem schweizer Minarettverbot. Diese sei zwar kritisch gewesen, aber zumeist gegenüber anderen Staaten und selten selbstreflexiv auf Deutschland bezogen. Überdies sagte Schiffer: „Die Gruppen-Inkriminierung ist eine große Gefahr“ und damit meine Sie nicht nur den Islam, sondern auch andere Gruppen wie Frauen, Griechen oder Asiaten, die vermeintlich Schuld für die Krise, die Angst oder dem Terror seien. Die Schaffung des Feindbildes islamische Frau ist nicht nur konfus sondern auch „schizophren“, so Schiffer weiter. Einerseits wird die Muslima als recht- und machtlos dargestellt, andererseits als „böser Geist“, der über allem schwebt und vermeintlich Bomben unter den Burkas versteckt.
Desweiteren wurden am Nachmittag vier Workshops angeboten. Der dritte Workshop hatte das Thema „Innenpolitische Konsequenzen der Islamophobie - Integration und innere Sicherheit“. Hier stand zunächst das Interview Thilo Sarrazins mit Lettre International zum Thema Wirtschafts- und Migrationspolitik in Berlin aus dem September 2009 im Vordergrund. Die WorkshopteilnehmerInnen untersuchten gruppenweise den Text auf rassistische Äußerungen anhand der Rassismusdefinition von Albert Memmi. Zahlreiche Beispiele wurden für die Fremdenfeindlichkeit seiner Aussagen gefunden, die sich vor allem auf MitbürgerInnen arabischer und türkischer Herkunft beziehen. Diese sind nach Sarrazin „weder integrationswillig noch –fähig“.
Diese diskriminierenden Aussagen waren dann Ausgangspunkt einer sehr regen Diskussion unter den TeilnehmerInnen, die den ersten Teil des Workshops beendete. Im zweiten Teil des Workshops beschäftigte sich die Gruppe mit dem Thema Extremismus. Hierzu gab es zunächst einen kurzen Einführungsvortrag der Workshopleiterin Elena Buck vom Forum für kritische Rechtsextremismusforschung. Der Grundbegriff des Extremismus wurde erklärt, sowie seine kennzeichnenden Merkmale. Dann wurde die fatale Gleichsetzung von Rechtsextremismus, Linksradikalismus und Islamismus in der Politik thematisiert. Gerade die Angst vor Islamismus in der Bundesregierung äußert sich in absurden Fragen in Einbürgerungstests und trägt sich bis in die Schulen hinein, indem es mittlerweile auch Arbeitsblätter zur „Erkennung“ von IslamistInnen gibt. Auch hier entstand schnell eine lebhafte Diskussion, in der dieser gelungene und hochinteressante Workshop schließlich seinen Abschluss fand.
Im vierten, welcher von Ulli Jentsch, vom Antifaschistischen Pressearchiv, geleitet wurde, ging es um „islamfeindliche Gruppierungen aus der extremen Rechten“. Dabei zeigte Jentsch auf, dass im Internet viele anti-islamische Blogs betrieben werden unter denen im deutschsprachigen Raum „politically incorrect“ hervorsticht. Dabei stellte Jentsch jedoch heraus, dass es sich dabei nicht um weitgefasste Religionskritik, sondern mehr um Verschwörungstheorien handele, die im Zuge der Islamisierung von einem Staat „Eurabia“ ausgehen, der entschieden abgelehnt wird. Diese Haltung wird meist mit einer Solidarität zu Israel und einem vermeintlichen abendländischen und christlichen Wertekanon verknüpft. Außerdem gibt es gewisse Formulierungen bei den selbsternannten „Islam-KritikerInnen“, die zeigen, ob es sich unabhängig vom Inhalt, um seriöse Kritik oder Stimmungsmache gegen den Islam handele. So werde die Wörter Islam und Islamismus gleichgesetzt oder MigrantInnen als Musel bezeichnet.
Alles in allem war es ein sehr gelungenes Veranstaltungwochenende in Leipzig, was sich auch an den etwa 50 TeilnehmerInnen zeigte, die den mehr oder weniger weiten Weg nach Leipzig gekommen waren.
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