Fundstück der 31. Kalenderwoche

(ag) Jede/r Studierende kennt das Internetportal der MLU, das Stud.IP. Die meisten von uns nutzen es auch, um sich für Veranstaltungen einzutragen oder auf dem Schwarzen Brett zu stöbern. Weniger bekannt ist z. B. das Nutzerforum. Hier können Beiträge zu den verschiedensten Themen gepostet und diskutiert werden.
Diese Funktion hat auch Mario R. für sich entdeckt.
Jedoch gehen seine Posts weit über das übliche Geplänkel um zu verkaufende Waschmaschinen oder WG-Gesuche hinaus. Da wäre zunächst der Sieg der deutschen Fußball-Elf gegen England im Achtelfinale der diesjährigen WM. Dies musste mit großer Deutschlandfahne im Beitrag und der bezeichnenden Überschrift „Viertelfinale- ‚German Tanks‘ rollen an“ im Nutzerforum der Universität gefeiert werden. Nachdem einige Studierende sich kritisch geäußert hatten, war es für Mario an der Zeit, den fehlenden Nationalstolz dieser User zu bemängeln.
Mensch habe ja schließlich allen Grund stolz deutsch zu sein, denn die Deutschen haben ja so einiges geleistet. Welchen Anteil Mario an diesen Leistungen hat, auf die er seinen Nationalstolz begründet, erfahren wir leider nicht.
Eigentlich ist Mario ja auch nur „Opfer“, dem die Schuld der nationalsozialistischen Vergangenheit aufgedrückt wird. Die „Betreffenden“(Opfer des Holocaust und deren Angehörige) wie er sie nennt, sollten ihm doch bitte endlich verzeihen und die Sache beruhen lassen.
Aber da diese Diskussion schon längst nichts mehr mit seinem Ausgangsthema, Fußball, zu tun hatte, startete Mario vor kurzem einen neuen Thread, diesmal ganz dem Thema Nationalstolz gewidmet. Unterlegt mit einem Musikvideo, will er nun mit „direkten, klaren, offenen und ehrlichen Worten aufklären und zum Nachdenken anregen“. Verstörend ist da z. B. die Ansicht, dass „niemand es verdient in Deutschland zu leben, wenn er nicht mal einen Funken Vaterlandsliebe besitzt“. In diesem Stil geht es weiter. Seitenweise lamentiert Mario über „Zugezogene“ die sich nicht zu benehmen wissen, die „lästige“ Erinnerungskultur an die Opfer der  NS-Zeit oder die Gefahr der Vermischung der Kulturen. Dass er nicht „rechts“ sei, bestätigen übrigens seine vielen ausländischen Freunde.
Fraglich ist, ob die seine rassistischen, sexistischen und diffamierenden Ansichten und Aussagen kennen.
Bedenklich ist aber weiterhin auch, dass sich bisher scheinbar kein Stud.IP-Administrator verantwortlich fühlt, diese rechtspopulistischen Reden zu unterbinden und aus dem Forum zu löschen.
Wir als links-alternative Hochschulgruppe der MLU setzen uns daher für eine demokratische und gerechte Hochschule ein. Unsere Universität ist ein Ort, an dem Unterschiede zwischen Nationalität, Religion oder Kultur keine Rolle spielen dürfen. Auch ist die kritische Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Teil unserer ständigen antifaschistischen und antirassistischen Verantwortung.
Daher dürfen Ansichten, wie denen des Mario R. kein Raum zur Verbreitung gegeben werden.

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