Bericht Bildungs- und Kulturfahrt nach Polen

(ag)Vom 22.10.- 24.10.2010 organisierte die Linksjugend ['solid] Mansfeld-Südharz, als Partner des Bündnisses für politische Bildung und Antifaschismus eine Bildungs- und Kulturfahrt nach Polen. Ziel war die Großstadt Krakau, um von dort die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz zu besuchen.

Die Gruppe bestand aus 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus unserem Landkreis Mansfeld-Südharz, sowie Halle, Leipzig, Dresden und Zittau, darunter auch Mitglieder der Linksjugend und des SDS.
Nach zehnstündiger Busfahrt erreichten wir am Abend Krakau und ließen es uns nicht nehmen, trotz später Stunde noch die wunderschöne Innenstadt zu besichtigen.

Am Samstag stand nun der eigentliche Grund unserer Reise nach Polen auf dem Programm, der Besuch der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz.
In einer sechsstündigen Führung besichtigten wir zunächst das 1940 errichtete Stammlager Auschwitz I, welches als Verwaltungszentrum des Vernichtungslagers Auschwitz I, II und III diente.
Der erste Häftlingstransport kam hier am 20.05.1940 an, welcher aus reichsdeutschen Strafgefangenen bestanden, die als so genannte „Funktionshäftlinge“ Aufsichts- und Kontrollfunktionen übernehmen sollten. Danach wurden vor allem polnische Intellektuelle und Oppositionelle interniert. Ab 1942 folgte dann die Deportation europäischer Juden nach Auschwitz, wo die meisten von ihnen von den Nazis ermordeten wurden. Viele Häftlinge starben an Unterernährung, an Krankheiten, die durch die schlechten hygienischen Bedingungen verursacht wurden oder durch die schwere körperliche Arbeit.
Doch viele der inhaftierten Menschen wurden systematisch von der SS getötet. Sie wurden erschossen, erschlagen, vergiftet oder verstarben bei den grauenhaften Experimenten, die die Lagerärzte durchführten.
Insgesamt sind im Stammlager Auschwitz I 60.000 bis 70.000 Menschen ums Leben gekommen.
Im zweiten Teil der Führung besichtigten wir das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Dies war das größte deutsche Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus. Es wurde 1941 als Arbeits- und Vernichtungslager mit später insgesamt sechs Gaskammern und vier Krematorien errichtet.
Nach ihrer Ankunft wurden die Menschen „selektiert“, also Alte, Schwache, Kranke und Kinder wurden von den Arbeitsfähigen getrennt und zumeist sofort in den Gaskammern ermordet. Die Häftlinge, die die Selektion überlebten, mussten in den ans Lager angrenzenden Industriebtrieben Zwangsarbeit leisten.
In den Jahren 1941-1945 wurden über 1,1 Millionen Menschen in dem Lagerkomplex Auschwitz getötet.
Zahlreiche Häftlinge starben auch nach der Befreiung der Lager am 27.01.1945 durch die sowjetischen Truppen an den Folgen der unmenschlichen Behandlung in den Vernichtungslagern.
Die Führung ließ Erschüttern und Unbehagen zurück, so dass die Rückfahrt nach Krakau im nachdenklichen Schweigen verlief, wo bei jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.

Am Abend stand dann noch ein Treffen mit Genossen der polnischen linken Jugendgruppe „Mlodzi Socialisti“ auf dem Plan. In kleiner Runde tauschten wir uns über unsere Arbeit aus. Die „Mlodzi Socialisti“ ist eine relativ kleine Organisation mit ca. 400 Mitgliedern in ganz Polen. Sie sind eigenständig organisiert, gehören also keiner Partei an. Dies macht die Finanzierung ihrer Gruppen allerdings sehr schwer, so dass nur kleine Projekte realisiert werden können.
Die Krakauer Gruppe arbeitet z.B. zurzeit an der Realisierung eines Sozialtickets, mit dem öffentlichen Verkehrsmittel kostensgünstig genutzt werden können.
Dieses Treffen bildete zugleich den Abschluss unserer Reise nach Polen, da am nächsten Tag nur die Rückfahrt nach Deutschland anstand.

Für uns alle war die Fahrt ein wichtiges Moment in unserem Selbstverständnis als Linke.
Die Grausamkeiten die in Auschwitz, aber auch in allen anderen Konzentrationslagern verübt wurden sind, bestärken uns in unseren antirassistischen und antifaschistischen Denken und Handeln. Sie machen uns auch unserer Verantwortung bewusst, das Wiedererstarken rechter Kräfte in unserer Gesellschaft zu verhindern.
Sie zeigen, warum wir AntifaschistInnen sind.

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