Fundstück der 17. Kalenderwoche

Fairtrade - eine Strategie zur Armutsbekämpfung

(jj) Fairtrade ist laut TransFair e.V. eine Strategie zur Armutsbekämpfung. Bäuerinnen und Bauern in Afrika, Lateinamerika und Asien sollen durch Fairtrade-Standards, die Möglichkeit erhalten, ihre Dörfer und Familien aus eigener Kraft zu stärken und ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen auch nachhaltig zu verbessern. Fairtrade zertifizierte Bauern-Kooperativen und Plantagen erhalten für ihre Produkte ein stabiles Einkommen. Fairtrade ermöglicht zudem
Kleinbauern aus benachteiligten Regionen des Südens einen Marktzugang in den Norden und fördert längerfristige und möglichst direkte Handelsbeziehungen. Angestellte auf Plantagen bekommen im Minimum den gesetzlichen Mindestlohn und profitieren unter anderem von Schutzkleidung, bezahlten Urlaub und sozialer Vorsorge.
Die Idee zielt darauf ab den Folgen für die Bauernfamilien und Plantagenangestellten in den so genannten Entwicklungsländern, entgegenzuwirken. Zum Beispiel der Druck des Weltmarktes, die schwankenden Preise und der ausbeuterischen lokalen Zwischenhandel führt zu Verschuldung, Arbeitslosigkeit und Verelendung. Alternativen zur herkömmlichen Produktion gibt es häufig nur wenige und diese beinhalten auch Drogenanbau, Prostitution, Kinderarbeit, Flucht in die Elendsviertel der Großstädte oder Emigration. Fairtrade soll über einer Million Menschen einen Ausweg aus dieser Abwärtsspirale bieten.
1992 begann der gemeinnützige Verein TransFair seine Arbeit. (Es entstand allerdings bereits 1946 in Nordamerika die ersten Fair Trade Organisationen.) TransFair vergibt als unabhängige Initiative das Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte auf der Grundlage von Lizenzverträgen. TransFair handelt selbst nicht mit Waren. Er setzt sich dafür ein, weitere PartnerInnen und UnterstützerInnen für den fairen Handel durch Marketing-, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zu gewinnen. Die Standards (Ökologie, Ökonomie und Soziales) des fairen Handels entsprechen den internationalen Standards der „Fairtrade Labelling Organizations International“ (FLO). Rund 30 MitarbeiterInnen arbeiten im Köllner TransFair-Büro an der Verwirklichung der Fairhandels-Ziele.
Der Standard Ökologie umfasst u.a. eine Liste verbotener Substanzen, die Prämissen des umweltschonenden Anbaus und die Förderung des Bio-Anbaus. Der Standard Ökonomie enthält die Grundsätze der stabilen Mindestpreise, langfristiger Beziehungen und der Vorfinanzierung und zum dritten Standard Soziales gehören z.B. die Kriterien der Arbeitsbedingungen, des Diskriminierungsverbotes und dem Verbot von Kinderarbeit. Die Standards werden von der FLO gemeinsam mit den Produzierenden, Händlerinnen und Händlern und den nationalen Siegelinitiativen entwickelt. Die Zertifizierungsgesellschaft FLO-CERT überprüft vor Ort, ob bei Produzierenden und Händlerinnen und Händlern die Fairtrade-Standards einhalten und die sozialen, ökonomischen und ökologischen Standards erfüllt werden. Sie kontrolliert auch, dass die Produzentenorganisationen den festgelegten Mindestpreis und die Fairtrade-Prämie ausgezahlt bekommen. Nach drei Jahren wird die Überprüfung wiederholt.
Dennoch ist Fairetrade auch Kritik ausgesetzt.
Zum einen stellt es die Transparenz für die VerbraucherInnen ein Problem dar. Es ist schwer nachvollziehbar, wer in der Produktionskette welchen Anteil an dem Mehrpreis erhält. Allerdings garantiert die FLO, dass die Produzenten immer von dem Kauf Fairtrade zertifizierter Produkte profitieren. Informationen zu diesem und anderen Themen rund um Fairtrade findet man auf http://www.transfair.org/ueber-fairtrad ... hemen.html .
Abgesehen davon könnte kritisiert werden, dass die Konzepte des Fairen Handels die Ursachen eines ungerechten Weltwirtschaftssystems, nicht beheben, sonder sogar Teil des Problems wären. Fairtrade stellt im Moment nur einen kleinen Raum frei von Ausbeutung dar, und besteht ansonsten innerhalb der herrschenden ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen, die auf globaler Ebene für Ungerechtigkeiten und unendliches Leid verantwortlich gemacht werden können. Aus diesem Grund kann Fairtrade auch nur ein erster Schritt sein, welcher der westlichen Welt diese Ungerechtigkeiten ins Bewusstsein ruft und zumindest einige Menschen aus armen Ländern hilft, ihr Leben frei von der täglichen Bedrohung ihrer Existenz zu führen.

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