Lesenswert: Für die Nutzung des „I-Wortes“

(sw) Die Autoren Deppe, Salomon und Solty haben über einen Begriff geschrieben, der kaum strittiger und vieldeutiger sein kann. Das erkennen sie sogar an, indem sie nicht 2011 sagen, was er bedeutet und schon immer bedeutet hat. Sie zeigen stattdessen die verschiedenen Varianten auf
und präsentieren eigene Lesarten des „I-Wortes“. Obendrein gehen sie sehr sorgfältig vor und beweisen das das ein ums andere Mal mit einer Quellenkenntnis und treffenden Analysen zu historischen und politischen Gegebenheiten, die so selten zu finden ist.
Dass sie sich auf den 134 Seiten viel vorgenommen haben, zeigen schon die Eingangszitate von John Hobson, Rudolf Hilferding, Rosa Luxemburg und Wladimir Lenin. Bei dem „I-Wort“ handelt es sich, wie die eine oder andere schon erraten hat, um „Imperialismus“. Gerade bei der historischen Betrachtung liegt die Stärke des Buches. Die Theorien werden kontextualisiert, in Bezug zu einander gesetzt, weil die Hochphase der Theorien zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag. Werden danach aber auch kritisch betrachtet. Diese Kompaktheit und Verdichtung der Theorien und Ereignisse auf wenige Seiten machen das Lesen so angenehm und regen gleichzeitig an, die Theorien selbst zu lesen.
Zudem sei noch auf das letzte Kapitel „Antiimperialismus gestern und heute“ hingewiesen, welches den Bezug zur aktuelle Lage sehr gut dargestellt und Probleme und Möglichkeiten antiimperialistischen Handelns aufzeigt.

Deppe, Frank / Salomon, David / Solty, Ingar 2011. Imperialismus. Basiswissen Politik/Geschichte/Ökonomie. Köln: PapyRossa.

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