Fundstück der 39. Kalenderwoche

(jj) Was im Koalitionsvertrag der CDU und SPD des Landes Sachsen-Anhalt längst vereinbart wurde, soll nun auch umgesetzt werden. Die Ganztagbetreuung für alle Kinder im Vorschulalter. Bislang dürfen Kinder von Hartz-IV-Empfängern nur fünf Stunden in den Kindergarten. Ein Grobkonzept wurde schon entworfen. Nun soll Mitte Oktober dem Kabinett von Sozialminister Norbert Bischoff ein Konzept zur Novellierung des Kinderförderungsgesetzes vorgelegt werden.
Das neue Gesetz soll aber auch eine Abfederung für die Elternbeiträge in Mehrkindfamilien enthalten und die Rahmenbedingungen der Erzieher und Erzieherinne sollen verbessert werden. Eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels sei aber nicht vorgesehen, doch gerade dieser wäre unbedingt nötig. Stattdessen soll pro Vollzeitstelle ein zusätzliches Stundenvolumen für die nur mittelbaren pädagogischen Tätigkeiten geben. Zudem soll die Finanzierung der Kinderbetreuung transparenter gestaltet werden. Der Landeszuschuss solle nach Sprecher Holger Paech sehr konkret an die tatsächlich anfallenden Personalkosten geknüpft werden.
Ein Kitaplatz ist für Kinder unheimlich wichtig, da so Bildungsbenachteiligungen abgebaut werden können. Die Kindertageseinrichtungen bieten den Kindern eine anregende Umgebung die ihnen die Familien zu Hause nicht unbedingt bieten können. Frühkindliche Bildung hört nach der Kita nicht auf, so dass Kinder die nur fünf Stunden am Tag in die Kita gehen, mit der Zeit Bildungsrückstände, sei es bei der Sprache, Motorik usw., gegenüber den Ganztagskindern aufweisen, sofern die Kompetenzen bei den Eltern nicht bestehen ihre Kinder auch zu Hause zu fördern. Das soll an dieser Stelle aber auch nicht allen Hartz 4 Familien unterstellt werden. Zudem bedarf die emotionale Entwicklung einer vertrauten Bindung an Erwachsene. Diese sind auch nicht in allen Familien gegeben. Auch das wäre ein weiterer Grund für einen niedrigereren Beteuungschlüssel. Denn gerade die Kinder, die zuhause keine optimalen Anregungen erfahren und für die es deshalb förderlich sein soll, ganztags im Kindergarten zu sein, brauchen dann in der Kita jemanden, der sie hört, sieht, auf sie reagiert und liebevoll und aufmerksam mit ihnen zusammen sein kann (dies brauchen natürlich die Kinder, die wegen langer Berufstätigkeit ihrer Eltern einen Großteil des Tages im Kindergarten sind genauso).
Weiterhin wird bisher nicht beachtet, dass der Erzieherberuf außer der alltäglichen Kinderbetreuung noch mehr Aufgaben ausmacht (Vorbereitung der inhaltlichen Kindergartenarbeit, Elterngespräche, Vorbereitung und Durchführung von Elternabenden, von Kindergartenfesten, Qualitätssicherungsarbeit, Beobachtung der Kinder und Dokumentation etc.) und diese stundenmäßig anerkannt werden müssten.
Dass soll heißen, dass die Wiedereinführung der Ganztagbetreuung eine wichtige Novellierung des KiföG ist, aber ohne einen verbesserten Personalschlüssen und somit ohne die Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung der Qualität in den Kitas nur bedingt sinnvoll scheint.
Das Kinder-Bündnis hat sich neben den im Landtag vertretenen Parteien hat sich dafür ausgesprochen, nicht sofort, sondern schrittweise bis zum Ende der Wahlperiode zum Ganztagsanspruch zurückzukehren und statt dessen lieber Geld in bessere Betreuung zu investieren.

Im Moment zweifelt aber die SPD generell an der Finanzierbarkeit von Bischoffs Vorschlag - und hat ganz eigene Pläne. Sozialpolitikerin Petra Grimm-Benne etwas soll sich intern für eine Ausweitung des Ganztagsanspruchs nur auf sieben Stunden ausgesprochen haben und die CDU lehnt die Rückkehr des zehnstündigen Betreuungsanspruch komplett ab. Noch unklar seien aber auch die Mehrkosten, welche auf die Kommunen zukommen würden und wo die für die Ausweitung der Betreuungszeiten nötigen Erzieherinnen herkommen sollen. Die Finanzierbarkeit stellt im Moment noch das größe Problem dar. Während das Bündnis von 45 Millionen Euro ausgeht, haben die Grünen eine Summe von rund 54 Millionen Euro errechnet, die auf die bislang 178 Millionen Euro Gesamtkosten aufgestockt werden müssten. Angesichts der Haushaltslage haben daher selbst die Linken vor vier Wochen für eine schrittweise Rückkehr zur zehnstündigen Betreuung bis 2016 gestimmt.


(Weitere Empfehlungen der Kitas aus Sachsen-Anhalt an den Sozialminister Norbert Bischoff zur Novellierung des KiföGs können auf der Seite des Landes Sachsen-Anhalts (http://www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=42782) nachgelesen werden.


http://www.halleforum.de/Halle-Nachrichten/Kindergarten-Ganztagsbetreuung-fuer-alle-kommt-zurueck/33687
http://www.mz-web.de/servlet/ContentSer ... 7490165154

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

SPD zieht alle Register: Dauerbeschallung zur Stadtverschönerung?

15.400 Mal gegen das Existenzminimum

Laizismus endlich durchsetzen!