Fundstück der 02. Kalenderwoche 2012 - Magdeburg – Naziaufmarsch konnte nicht verhindert werden

(jj) Seit Jahren versuchen die (Neo)Nazis und Rechtsextremist_innen den Jahrestag der Bombardierung von Magdeburg am 16. Januar 1945 für ihre Zwecke zu nutzen. Am vergangenen Samstag marschierten ca. 1100 bis 1200 Nazis schweigend zu der Musik von Wagner und Verdi durch die Innenstadt von Magdeburg. Etwa 2000 Polizist_innen aus 7 Bundesländern ermöglichten den Nazis ihre Route letztlich problemlos zu laufen. Die Nazi-Route wurde bereits am Abend zuvor weiträumig abgesperrt. Die Polizei konnte aufgrund der zu geringen Zahl an Unterstützer_inne drei Sitzblockaden auflösen und  nahm bis zum Abend hin ca. 22 Gegendemonstranten sowie einen Anhänger der rechten Szene in Gewahrsam. Es kam zu Tränengas-Einsatz,
aber nicht zu schwerwiegenderen Verletzungen.
Leider können die Rechten den Tag als einen Erfolg verbuchen, denn die etwa 1200 Nazis, konnten bis auf wenige „Zwangspausen“ durch Blockaden, letztlich ihre Route laufen. Zudem wächst die Zahl der (Neo)nazis. Vor wenigen  Jahren marschierten noch ein paar Dutzend durch Magdeburg und im letzten Jahr erreichten sie bereits den vierstelligen Bereich. Mittlerweile kommen die Anhänger der rechten Szene aus dem gesamten Bundesgebiet nach Magdeburg.
Während ein paar Hundert Gegendemonstrant_innen versuchen der Aufmarsch zu blockieren, fanden abseits die „Meile der Demokratie“ und die „junge Meile der Demokratie“ statt. Diese wurde von etwa 10000 Menschen besucht, welche sich an zahlreichen Infoständen eines breiten Spektrums an Vereinen, Stiftungen, Kirche, Gewerkschaften, Parteien und Initiativen u.a. über Rechtsextremismus und den Umgang mit Rechts informieren konnten.
Auf die Versuche der paar Hundert Gegendemonstrant_innen den Nazi-Aufmarsch doch noch zu blockieren, wurde mit Einkesseln, Identitätsfeststellungen, Platzverweisen und dem Einsatz von Pfefferspray reagiert.
Dennoch kann auch die linke Seite ein paar Erfolge verzeichnen. Denn an der Synagoge am Neustädter Bahnhof hielten mehrere hundert Menschen eine Mahnwache ab. Allerdings wurde auch diese von der Polizei umstellt. Bei einem Versuch eine Polizeikette zu durchbrechen wurde sofort mit Knüppel und Einsatz von Pfefferspray reagiert sowie mit mehreren Identitätsfeststellungen.
Ein weiterer Erfolg war, dass es trotz der flächendeckenden Absperrungen der Polizei einigen vereinzelten Gruppen gelungen ist, drei Blockaden zu errichten. Eine Gruppe von 11 Gegendemonstrant_innen kleidete sich in symbolhafter KZ-Häftlingskleidung und marschierte dem Naziaufmarsch in völliger Stille, aneinander gekettet entgegen. Sie trugen ein Banner mit der Aufschrift „Für das Erinnern - Wir trauern um jeden Menschen, den wir an den Faschismus verlieren". Dann setzten sie sich hin und wurden nach mehreren Aufforderungen der Polizei aufzustehen, weggetragen. Diese Aktion wird allerdings, trotz ihres Erfolges, bei manchen Anhängern der linken Szene kritisch gesehen.
Das „Bündnis Blockieren MD“ und die Gegendemonstrant_innen sind enttäuscht darüber, dass es nicht gelang den Aufmarsch zu verhindern, es ist aber immerhin ein Erfolg, dass dieses Jahr insgesamt mehr Menschen für die Gegenproteste bundeweit mobilisiert wurden als in den Jahren zuvor.


http://endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=6798:dresden-20?-1200-neonazis-ziehen-durch-magdeburg&Itemid=376
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,809159,00.html
http://de.indymedia.org/2012/01/323020.shtml
http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/DEUTSCHLAND/10-000-Magdeburger-setzen-Zeichen-gegen-Rechtsextremismus-artikel7876977.php
http://taz.de/Neonazis-in-Magdeburg/!85651/
http://www.jungewelt.de/2012/01-16/037.php?sstr=Magdeburg

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