Arbeitskampf war erfolgreich!

Fast vier Monate kämpften die S-Direkt Mitarbeiter für bessere Arbeitsbedingungen und schreiben damit Geschichte

117 Tage befand sich ein großer Teil der S-Direkt Belegschaft im Ausstand und kämpfte für einen Tarifvertrag. 117 Tage lang haben sie Aktionen veranstaltet und Mahnwachen abgehalten, um ihren Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen. Auch wir, der SDS in Halle, haben die Streikposten besucht und uns mit ihnen solidarisch gezeigt. Es handelt sich um den längsten Streik in einem Callcenter seit der Gründung der BRD. Am Ende war er mit Erfolg gekrönt und wirft damit entscheidende Fragen auf: Welche Rollen spielen Streiks, wenn es darum geht, für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen? Und welchen Einfluss haben Gewerkschaften dabei? Da der Streik fundamental von der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di getragen war. Aber zurück zum Anfang: 


Am vergangenen Freitag kam es zu einer Einigung. Die Angestellten von S-Direkt erhalten ab Dezember einen Mindestlohn von 8,50 Euro brutto. Ab 2014 wird er auf 9 Euro pro Stunde erhöht.
Die Belegschaft konnte mit der Unterstützung von Ver.di aber noch mehr Erfolge verbuchen. Fortan gibt es jährlich zwei Tage mehr Urlaub und die befristeten Arbeitsverträge von Streikenden werden ab sofort entfristet. Etwaige Sanktionen können damit verhindert werden. „Wir haben etwas erreicht, was uns keiner zugetraut hätte“, erklärt Ver.di-Betriebsgruppenvorsitzende Iris Kießler-Müller dem Magazin Marx21. „Von Woche zu Woche sind wir weiter zusammen gewachsen. Keiner hat an ein Scheitern des Streikes geglaubt, alle waren sich die ganze Zeit einig, ohne Tarifvertrag gehen wir nicht wieder arbeiten“, so Kießler-Müller über den Ablauf des Arbeitskampfes.

Welche Rolle spielten nun der Streik und die Gewerkschaft für den erfolgreichen Arbeitskampf? Auch darauf hat Kießler-Müller dem Magazin21 geantwortet, als zu nach dem Erfolgsrezept des Streikes gefragt wurde. „Aus Wut, Empörung, teilweise Hass haben wir einen starken Willen geformt, etwas zu verändern das hat die Leute zusammengeschweißt. Wichtig sind eine starke Betriebsgruppe, ein starker Betriebsrat und Ver.di, die einen unterstützen.“ Von den 250 Streikenden war zu Beginn des Protests nur ein Bruchteil gewerkschaftlich organisiert. Das änderte sich aber schnell, so das am Ende etwa drei Viertel der Streikenden in die Gewerkschaft eingetreten sind. Es ist dadurch leichter sich zu organisieren, Druck aufzubauen und Expertise von bereits erfahrenen Leuten zu bekommen, die einem in der Tarifauseinandersetzung zur Seite stehen können.

Nach diesem erfolgreichen Arbeitskampf steht also noch eine ganze Reihe von Fragen auf der Tagesordnung. Und für Diskussionen gibt es in naher Zukunft reichlich Gelegenheit. Am Donnerstag den 15. November wird es im Kulturtreff Halle Neustadt ab 18:30 Uhr eine Veranstaltung zu dem Thema „Streik! Politischer Streik? Erlaubt? Verboten?“ geben. Referent des Abends und erfahrener Gewerkschaftssekretär Veit Wilhelmy wird über die Möglichkeiten des Streiks referieren.

Außerdem wird es auf dem Kongress „Kapitalismus v.s. Demokratie“ des SDS vom 30.11.-2.12.2012 in Köln genug Raum geben, um über das Thema zu diskutieren. Ihr könnt euch noch anmelden und ab Halle wird es auch einen Bus geben, der euch umsonst hin und auch wieder zurück bringt!

Es lohnt sich, denn wie Kießler-Müller dem Magazin Marx21 zum Schluss erklärte: „Ein Kollege sagte mir zu Beginn unseres Streikes: Wir krempeln ein Unternehmen um, Wochen später sagte er mir, wir verändern eine ganze Branche, und genauso ist es. Man muss sich organisieren und miteinander reden, das ist der Anfang.“



SDS-Kongress Anmeldung: http://www.kapitalismusvsdemokratie.de/    

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