Vortrag Burschenschaften und die extreme Rechte - Review
Am 09.01.2013 fand unser jährlicher Vortrag zum Thema „Studentenverbindungen
und die extreme Rechte“ statt. Der Raum war völlig überfüllt, was das Interesse
für das Thema verdeutlicht. Rund 60 Zuhörer/innen fanden sich ein, um dem
aufschlussreichen Vortrag des Referenten Jörg Kronauer zu folgen. Wer mehr über
das Thema erfahren möchte, sollte einen Blick in Kronauers Buch
„Studentenverbindungen in Deutschland“ werfen.
Hier eine Zusammenfassung der Veranstaltung: Burschenschaften
und Verbindungen, zwischen denen differenziert werden muss, lassen sich
besonders in Studentenstädten mit langer Unitradition finden. Entstanden sind
die Burschenschaften bereits im Kaiserreich des 19. Jahrhunderts. Äußerlich
erkennbar sind die Mitglieder unter anderem an Kappe, Wappen und Band der
entsprechenden „Couleur“. Jede Verbindung hat ihre eigenen Farben. Diese werden
heutzutage allerdings nur noch zu speziellen Anlässen getragen. Es wird dem
Comment, einem Regelbuch, gefolgt, in dem unter anderem aufwendige Grußregeln
vorgegeben sind. Es dient als Disziplinierungsinstrument und reproduziert die
konservativen Werte und Normen.
Vielen werden die eigentümlichen Trinkriten bekannt sein.
Verstöße gegen den Comment werden auf Kommersen mit Bierkonsum bestraft, was
eine sehr verfängliche Angelegenheit ist. Je betrunkener jemand ist, desto
schwieriger wird es natürlich, den Regeln zu folgen und somit folgt ein Verstoß
auf den nächsten.
Wer in eine Verbindung eintritt, geht einen lebenslangen
Bund ein, wodurch die Mitgliedschaft generationsübergreifend ist. Dies bietet
Vorteile für Praktika, den Berufseinstieg und die Karriere der
Hochschulabsolventen. Es entstehen Seilschaften. Nur sehr wenige Verbindungen nehmen
auch Frauen auf. Durch die Vergabe verschiedener Ämter wird eine Hierarchie
konstruiert. Dass Frauen wichtige Entscheidungen treffen, ist so gut wie nie
der Fall, von Gleichberechtigung also keine Spur.
In Burschenschaften ist die Verbindung zur rechten Szene zum Beispiel durch den Wahlspruch „Ehre Freiheit Vaterland“ oder das Burschenschaftslied „Schwört bei dieser blanken Wehre“ offenkundig. Wer nach diesem oder anderen verdächtigen Texten aus dem „Allgemeinen Deutschen Kommersbuch“ sucht, wird schnell fündig. Einige Burschenschaftler sind auch in der NPD aktiv. Der deutlichste Hinweis auf Rechtsextremismus ist jedoch ganz einfach, dass eine biologisch deutsche Abstammung vorgewiesen werden muss, um in die Deutsche Burschenschaft aufgenommen zu werden. Aktuell gibt es an einigen Stellen den Ansatz zur Überlegung die Aufnahmevoraussetzung zu lockern, wodurch ein Streit innerhalb der Deutschen Burschenschaft entstand. Somit verließen Konservative den Verband und überlassen dadurch den Rechten das Feld. Es gibt immer noch über 1000 aktive Mitglieder und etwa 10.000 Alte Herren.
Die Veranstaltung war gelungen und erfolgreich. Dank des
fundierten Vortrags gab es auch keinen Widerspruch aus dem Publikum, lediglich
Hinweise, dass dieses Thema mit Vorsicht und Fingerspitzengefühl zu behandeln
ist, was Jörg Kronauer selbstverständlich auch tut.
Nanana, so ganz kann ich dem letzten Satz aber nicht zustimmen. Kronauer hatte an mehreren Stellen ordentliche Schnitzer drin. So nimmt sowohl der Coburger Convent als auch die Deutsche Sängerschaft "Nichtdeutsche" auf. Außerdem schien er, was die Breslauer Burschenschaften angeht, auch nicht auf dem neuesten Stand zu sein.
AntwortenLöschenWie auch immer, vielen Dank für die Gratiskugelschreiber, die Füxe freuen sich!
"Die Veranstaltung war gelungen und erfolgreich. Dank des fundierten Vortrags gab es auch keinen Widerspruch aus dem Publikum"... in einigen Punkten gab es sehr wohl Widersprüche, wenn ich an die Verfassungszitierende Studentin erinnern darf, die scheinbar besser vorbereitet war, als Herr Kronauer. Alles in Allem aber ein schöner interessanter Vortrag
AntwortenLöschen