Subjektiver Erlebnisbericht zu Bitterfeld
Bitterfeld, ein Ort
in Sachsen-Anhalt ca. eine Stunde von Halle entfernt, und eine Kleinstadt, in der seit mehreren Monaten vermehrt nicht-rechte und migrantische
Menschen angegriffen werden.
Als Folge darauf
fand am Sonntag, den 10. Mai eine antifaschistische Kundgebung in
Bitterfeld statt. An dieser nahmen ca. 450 Menschen teil und drückten kraftvoll
und lautstark ihre Wut über die Situation aus.
Trotz der Tatsache,
dass die vor kurzem aufgelöste Neonazigruppe OSS (Oldschool Society)
für Bitterfeld mobilisierte und mittags bereits eine
Neonazimahnwache auf dem Markt stattfand, war die Polizei
zahlenmäßig wenig vor Ort und schien die Lage nicht immer unter
Kontrolle zu haben. So stoppte sie die Demonstration mehrmals mit der
Begründung, dass in der Stadt noch Gruppen von Nazis unterwegs
seien. Außerdem setzte sie Pfefferspray gegen Teilnehmende ein, als
sich die Demonstration vor der Wohnung eines stadtbekannten Nazis
befand. Zudem filmte sie bereits ab Beginn der Demonstration
widerrechtlich den gesamten Demozug und kriminalisierte damit bereits
von vornherein die Veranstaltung.
Vom Bahnhof aus ging
es mit Sprüchen wie: "Bitterfeld hat ein Naziproblem" und "Aufruhr, Widerstand! Es gibt kein ruhiges Hinterland" zum Marktplatz, an dem
der erste Redebeitrag verlesen wurde. Dieser thematisierte die
Montagsdemos, welche man getrost als Brennglas des rechten
Mainstreams der Stadt bezeichnen kann. So wurde bei vergangenen
Montagsdemos die bekannte Naziband Sleipnir als Intro für die
verlesenen Reden verwendet, welche sich inhaltlich zum Teil noch rechts von
Legida positionierten.
Weiter ging es dann
über den Schweinemarkt in Richtung Rathausplatz, wo der zweite
Redebeitrag verlesen wurde. Dieser kritisierte insbesondere die
Polizei, welche die Betroffenen rechter Gewalt für die Übergriffe
verantwortlicht machte und diesen, mit einer sogenannten
Gefahrenansprache für Intensivtäter, klar machte, wen sie als das
eigentliche Problem ansah. Eine Betroffene schilderte ein Beispiel dafür: Bereits bei der Zeugenaussage zum Brandanschlag sei der Staatsschutz
anwesend gewesen und sprach davon, “dass, wenn du so weiter machst, du
dich nicht wundern musst, dass so etwas passiert”.
Weiter ging es dann
durch die Wohngebiete, vorbei an stadtbekannten Naziwohnungen, immer
wieder mit der Ansage an die Menschen in Bitterfeld, warum an einem
Sonntagnachmittag eine Demonstration abgehalten werden muss.
Der dritte
Redebeitrag wurde in der Nähe der Grundschule verlesen und
thematisierte das gesamtrassistische Klima in der Stadt, das sich zum Beispiel in Übergriffen auf Geflüchtete am helllichten Tag und Angriffen auf
nichtrechte Menschen in ihren Wohnungen äußert.
Nach ca. drei Stunden
waren wir wieder am Bahnhof angekommen und konnten ohne weitere
Probleme die Rückreise nach Halle antreten.
zum Weiterlesen:
https://www.antifainfoblatt.de/artikel/bitterfeld-und-seine-neonazikader
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