Gegen die Buchmesse und ihre faschistischen Profiteur*innen!


Vom 15. bis zum 18. März findet in Leipzig wieder einmal die Buchmesse statt. Wo oftmals viel Unsinn im Allgemeinen ausliegt und seit Jahren rechte Verlage präsentiert werden, gibt es nun die nächste Verfallsstufe bürgerlicher Bücherliebe. Obwohl sich die Faschist*innen der Identitären Bewegung, des Antaios-Verlages, von Compact und Co (eigentlich alles eins, die Überschneidungen nivellieren die Unterschiede) die Frankfurter Buchmesse im Herbst 2017 aufmerksamkeitsheischend mit Gewalt und Provokationen unter den Nagel gerissen haben, sind sie nun auch in Leipzig eingeladen und dürfen sich in ihrer rechten Ecke munter breit machen. Dass sie eskalieren, jedes verkaufte Buch als Welterfolg feiern, immer wieder mit ihrer Propaganda kommen und über "Meinungsfreiheit" rumheulen, wenn gegen sie protestiert wird, ist allerdings irgendwie verständlich - so etwas machen Faschist*innen nun einmal. Peinlich und absurd ist vielmehr die Reaktion der "bürgerlichen Mitte", bis weit in ihr "linkes Lager" hinein, welches ohnehin grundsätzlich lese- und laberbegeistert ist. So führt der Buchmessen-Chef Oliver Zille aus, dass er die Rechten nicht rausschmeißen dürfe und es ja auch gegen die Meinungsfreiheit sei. Abgesehen davon, dass er rechtliche Bedenken vorschiebt, die für eine GmbH wie seine Buchmesse nicht wirklich zutreffend sind, weigert sich dieser Bürger, der die Rechten natürlich selbst auch ganz schlimm findet, die Abschaffung der "Meinungsfreiheit" in Form von Ausladung von der Messe irgendwie zu begründen. Irgendwie scheint es aber die grundsätzliche Überzeugung im links-liberalen Spektrum zu sein, dass man auf jeden Fall mit Faschist*innen reden müsse, obwohl man sie doch so schlimm findet. Eklig dabei ist vor allem die Selbstinszenierung dieser Menschen, die dann darauf hinweisen, dass man es sich eben "nicht einfach machen" und auch "mal unangenehme Gesprächspartner*innen wählen" würde. Sie heroisieren die Tatsache, dass sie mit Faschist*innen die Relativierbarkeit von 
Menschenrechten vorantreiben und antifaschistische Interventionen dagegen denunzieren - und das ist ihre Heldentat.

Im Buchmesse-Kontext findet sich diese Form sogar bei den "Verlagen gegen Rechts", die es nicht lassen konnten, ein Podium mit Liane Bednarz zu veranstalten, die mit ihrem Co-Autoren und Varwick-Freund Christoph Giesa eine der wichtigsten Stimmen gegen antifaschistische Politik geworden ist und für allseitige Dialogbereitschaft mit Rechts, aber für ein Verbot von "linksextremistischen" Seiten wie indymedia eintritt bzw. dieses abfeiert. Dort wird es natürlich darum gehen, auf die Rechten zuzugehen und sie ordentlich zu umarmen, damit die unzufriedene Bevölkerung nicht aus Angst um die Meinungsfreiheit auf die Idee käme, plötzlich wieder einen Weltkrieg anzufangen. Dass sogar dezidierte Initiativen gegen Rechts zu solchen Eskapaden neigen, liegt wahrscheinlich daran, dass neben der üblichen bürgerlichen Idee von der "heldenhaften Verteidigung der Meinungsfreiheit" nun auch noch die statusbildende Überhöhung von Schrift und Wort dazukommt, schließlich müssen die demokratischen Buchverlage, zu deren Selbstverständnis auch das politische Engagement gehört, begründen, warum man überhaupt irgendwelche sinnvollen Problemlösungen in einer Podiumsdiskussion oder zwischen zwei Buchdeckeln finden sollte.

Dieses Weltbild des links-liberalen Bürgertums ist natürlich falsch. Tatsächlich nutzen Dialog, die Ablehnung von Ausgrenzung und das Tolerieren rechter Meinungen natürlich nur den Faschist*innen, die nicht auf die Buchmesse kommen werden, um Erkenntnisse in einem intellektuellem Streitgespräch zu gewinnen. Sie wollen auch nicht die Meinungsfreiheit verteidigen, sonderne einfach ein bisschen Propaganda und Werbung machen, um sich gegenüber ihren ernsthaften antifaschistischen Gegner*innen zu stärken und die vielbeschworene Diskurshoheit über Skandale und Kooperation zu erreichen. Wer das aufgrund von Profitinteressen, dem eigenen Statusdenken oder aufgrund von einer ideologischen Weltsicht, die nur noch Diskurse geht und diese auch noch mit Gesprächen verwechselt, der*die trägt auch die Verantwortung dafür, dass die Leipziger Buchmesse eine rechte Bühne sein wird. Deshalb ist diese Buchmesse zu denunzieren und die Abgrenzung selbst herzustellen!

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