Faschisten bei Verbindungen? Isoliert ist was anderes

 In diesem Text wollen wir einen Blick auf den “Coburger Convent” (t1p.de/jxmv4) werfen, der zu Pfingsten wieder seinen jährlichen Pfingstkongress abgehalten hat. Der Pfingstkongress findet in der namensgebenden Stadt Coburg statt und zeichnet sich dadurch aus, dass die Landsmannschafter des CC den Ort (relativ erfolgreich) für ihre Inszenierung nutzen. Man marschiert mit Fackeln durch die Stadt, huldigt dem Kriegerdenkmal (t1p.de/s297u), welches die Stadt Coburg für die Verbinder trotz ihres praktischen Besitzanspruchs pflegt (t1p.de/n7kzt), wird vom Bürgermeister (SPD) empfangen und versucht sich in der Raumnahme. Das Ergebnis ist, dass es auch zu Übergriffen auf Gegenprotestierende kommt (t1p.de/rzvg0) - sexistische Beleidigungen inklusive. In Halle hat der Coburger Convent mit der Landsmannschaft Vitebergia seinen Zweig. Von ihrer Teilnahme an dem Kongress ist auszugehen, auch wenn sie in den sozialen Medien inaktiv sind, auf ihren Kanälen also seit 2021 nichts mehr gepostet haben und sonst noch über alte und inaktive Facebook-Gruppe verfügen (t1p.de/nznmw). Die “Wittenberger” sind dabei pflichtschlagend, farbentragend, männerbündisch und sitzen in der Martha-Brautzsch-Straße 18. Das Männerbündische spielt immer wieder eine Rolle in CC-Veröffentlichungen, in denen betont wird, dass die Aufnahme von Frauen “dann doch zu weit” gehe (t1p.de/24gbc). 


Während die Studentenverbindung sich gegenüber dem SDS immer als “Reformverbindung” inszeniert und sich auf Veranstaltungen (mit dem RCDS und der LHG zum Beispiel) pro forma von einigen reaktionären Positionen distanziert hat, kommt wieder heraus, dass sie auch die Zusammenarbeit mit den offenen Faschist:innen der HLB Germania nicht scheut. Das wurde anlässlich des Stiftungsfestes der Burschenschaft HLB Germania dankenswerterweise auf Twitter veröffentlicht (t1p.de/x94qb). Dazu kommt ohnehin, dass die Landsmannschaft Vitebergia nicht nur mit der HLB, sondern auch mit anderen reaktionären und/oder rechtsextremen Vertretern im Waffenring Halle-Leipzig (t1p.de/7fa3j) organisiert ist (z.B. Burschenschaft Normannia Leipzig, Burschenschaft Arminia Leipzig, Burschenschaft Normannia Jena, Burschenschaft Salamandria Dresden etc.). Sie betreiben dabei nicht nur gemeinsame Brauchtumspflege, sondern sorgen auch dafür, dass die verpflichtende Mensur mit anderen Verbindungen überhaupt möglich ist. Damit ermöglicht es die Landsmannschaft auch, dass die HLB Germania, deren alte Herren Verbindungen zu bewaffneten Netzwerken der faschistischen Prepper-Szene unterhalten (t1p.de/3xytv), weiter Teil der Verbindungslandschaft ist. Es ist also nicht davon auszugehen, dass die Wittenberger einfach dauerhaft daneben klicken, das zeigen auch ihre Instagram-Follows für die Burschenschaft Normannia Leipzig (t1p.de/drt1a) und die Burschenschaft Normannia Nibelungen Bielefeld (t1p.de/f7loh), wobei letztere definitiv Akteurin der neuen (extermen) Rechten ist (t1p.de/k4sei).


Vor diesem Hintergrund klarer rechtsextremer und reaktionärer Verquickungen fällt auf, dass die aus diesem Milieu bekannte Selbstverharmlosungsstrategie weitestgehend aufgeht. Die hallesche verbindungsstudentische Szene ist trotzdem bestens vernetzt und verankert. Schon früher war die HLB-Mitgliedschaft kein Hindernis, um Karrierist bei der FDP zu sein (https://t1p.de/3d4td) - erst nach etlichen Jahren konstanter Kritik ist der damalige FDP-Kreisgeschäftsführer Stefan Thormann aus der faschistischen (!) Burschenschaft Germania ausgetreten. Ähnliches gilt für Ex-MdB Christoph Bernstiel, der ebenfalls erst nach massiver öffentlicher Kritik aus der Sängerschaft Fridericiana (t1p.de/1aqga) ausgetreten ist. Das wohl auch nur, weil er sich mit einem Mitglied der “Identitären Bewegung” (IB) hat ablichten lassen. Im “Musikkoffer Sachsen-Anhalt” wird die Verbindung trotzdem aufgeführt (t1p.de/xylbc) und auch ihre Kneipe können sie weiterhin betreiben lassen (t1p.de/gatyg). Während sich an der Selbstverständlichkeit der völkisch-studentischen Organisierung allerdings ein wenig geändert zu haben scheint, hat sich innerhalb des Milieus selbst wohl weniger geändert. Unser Beispiel, die Landsmannschaft Vitebergia, zeigt ja sehr gut, wie stark die Verflechtungen zur HLB Germania sind (t1p.de/3guu) – während die Landsmannschaft Vitebergia wiederum enge Verflechtungen zu anderen Verbindungen unterhält, beispielsweise zur Damenverbindung Ariadne, mit der gemeinsame Ausflüge gemacht werden (t1p.de/3guu), auf denen die gute Zusammenarbeit beschworen wird – übrigens auch zum Verein Deutscher Studenten Halle-Wittenberg / VDSt (t1p.de/5eq4p), der bei Instagram etlichen rechten Burschenschaften und der HLB Germania folgt, selbst wenn man sich auf der Homepage noch von der HLB distanziert. Beim VDSt finden sich dann unter der Reichsfahne (Schwarz/Weiß/Rot) dann auch nicht nur Mitglieder und Funktionäre der FDP, sondern auch der SPD wieder. 


Das liegt sicher teilweise daran, dass es dort überzeugte Verbinder gibt, die Nationalismus bspw. einfach nicht schlimm finden. In der SPD wäre das der sog. Lassalle-Kreis, der auch Burschis vertritt (t1p.de/mcmvb). Und in der FDP gibt es natürlich eine Tradition des rechtsliberalen Bürgertums, welches den Verbindungen schon immer nahe stand. Aber aus unserer Perspektive liegt es auch daran, dass in Halle viel zu viele Institutionen mit so einer Strategie der Selbstverharmlosung erfolgreich sind. Konkret heisst das: Wem nicht direkt "Ich bin ein Faschist" auf der Stirn steht, wird in vielen Strukturen problemlos integriert. Das bedeutet konkret, dass die HLB-Faschos in allen Verbindungen ein- und ausgehen können, während alle anderen Verbindungen im bürgerlichen Milieu aktiv sind. Das ist die Definition einer Scharnierfunktion – und da fordern wir endlich zu kritische Reflektion auf. Außerdem natürlich dazu, die studentischen Verbindungen endlich zu zerschlagen! 



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