Kampf dem CC – in Coburg und überall

Am Wochenende war Pfingsten und die Studentenverbindungen, die sich als Landsmannschaften im sogenannten „Coburger Convent“ (CC) zusammengeschlossen haben, veranstalteten ihren jährlichen Pfingstkongress in der oberfränkischen Stadt. An diesem Kongress ist selbst mehr als genug zu kritisieren: Es gibt einen geschichtsrevisionistischen Fackelmarsch auf der Route der in Coburg schon sehr früh starken SA, Kriegerdenkmäler, besoffene Verbindungsleute, die in Biergläser urinieren, um nicht aufstehen zu müssen, wiederholte Belästigung von Gegendemonstrant*innen und auch einfachen Passant*innen und nicht zuletzt immer wieder Vorfälle offener NS-Verherrlichung. Das Schockierende daran ist, dass die CC-Verbindungen nicht einmal geschlossen rechtsextreme Kameradschaften sind (wie etwa die Burschenschaften), sondern als „konservativ-liberal“ gelten und es dennoch zu diesen Vorfällen kommt.
Wir haben immer wieder argumentiert, dass das in der Struktur der Verbindungen begründet ist: Lebens- und Männerbund, Disziplinierung und Autorität als Selbstzweck und elitäres Verständnis der eigenen (studentischen) Rolle wären hier genauso zu nennen, wie das falsche Verhältnis zur eigenen Vergangenheit. Die Landsmannschaft Vitebergia (Martha-Brautzsch-Straße 18) aus Halle, die ebenfalls Teil des CC ist, drückt das perfekt aus, war oder ist sie doch Teil des eines Waffenrings mit der faschistischen Burschenschaft HLB Germania und lässt deren völkische Mitglieder wie selbstverständlich in den eigenen Räumlichkeiten feiern. Gleichzeitig sind die „Wittenberger“ auch im nicht-rechtsextremen Bereich der Verbindungslandschaft eingebunden, sind etwa eng vernetzt mit den Verbindungen, die mutmaßlich keine oder weniger Kontakte zur faschistischen HLB Germania haben (wie etwa der Damenverbindung Ariadne).
Das man sich aber von der Tatsache, dass eine Verbindung nicht als grundsätzlich rechtsextrem gelten kann, nichts kaufen kann, haben die Geschehnisse rund um den diesjährigen Pfingstkongress mal wieder gezeigt: Während es im letzten Jahr bereits Rücktritte wegen geleakter E-Mails, in denen es vonseiten der Kongressleitung darum ging, Journalist*innen zu bekämpfen, gab, musste nun die Landsmannschaft Thuringia Berlin als präsidierende Verbindung zurücktreten, da der Druck aufgrund von „Hitlergrüßen“ bei einer vorherigen Veranstaltung zu groß wurde. Damit hatte der Pfingstkongress keine präsidierende Verbindung, da die Vorhandene schlicht offen faschistisch aufgetreten war. Das wusste man über die Thuringia allerdings schon vorher, sind einige ihrer Mitglieder doch AfD-Politiker und mit NS-Sympathien aufgefallen. Und obwohl sie den Pfingstkongress 2024 nicht hosten durften, so sind sie doch Teil davon: Es gibt weder in Halle noch auf Bundesebene eine Abgrenzung zwischen CC und der extremen Rechten. „Kampf dem CC“, das Motto der engagierten Aktivist*innen vor Ort, gilt also auch hier.
Recherchen zum Pfingstkongress und zum CC: https://autonome-antifa.org/article415
Aufruf zum Gegenprotest am vergangenen Wochenende: https://www.instagram.com/p/C6CBJd8M9vd/?img_index=1
Bericht zum letztjährigen Pfingstkongress: https://www.belltower.news/pfingsten-beim-coburger-convent-umtriebiger-maennerbund-149933/


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