Im Gedenken an Sara, Rojbîn und Ronahî - Kampf dem türkischen Faschismus!

Liebe Zuhörer*innen,
der brutalen Mord an den drei kurdischen Aktivistinnen Sara, Rojbîn und Ronahî in Paris im Jahr 2013 war offensichtlich ein Akt des türkischen Faschismus.
Der Attentäter, der wohl auf Befehl des türkischen Geheimdienstes gearbeitet hat, bekannte sich sowohl zur Erdogan-Partei AKP als auch zur rechtsextreme Partei MHP. Beide Parteien stellen derzeit die nationalistische und autoritäre Regierung der Türkei.
Während die AKP einen islamistischen Fokus hat, ist die MHP die traditionelle Partei des türkischen Faschismus. Gegründet von Alparslan Türkes hat die Partei ein enges Verhältnis zum Militär, verherrlicht den Krieg und eine vermeintlich soldatische Form von Männlichkeit.
Dabei wird sich die Türkei einerseits als Nation vorgestellt, die übermächtig sei. Man träumt in der MHP vom "Panturkismus", also der vermeintlichen Vereinigung aller Völker, die man sich einverleiben kann. Unter dieser Flagge des Panturkismus soll von Istanbul bis in den Westen Chinas alles türkisch werden.
Die MHP träumt davon, dass mit militärischen Mitteln zu erreichen. Schon ihr Gründungsmythos basiert nicht auf Demokratie, Mitbestimmung, Kultur oder Wirtschaft, sondern auf den Stolz auf die (erfolgreiche) Kriegsführung. Die Vision der MHP ist ein dauerhafter Krieg - was die Menschen in der Türkei - insbesondere Dissident*innen und Marginalisierte -, in Kurdistan oder gar in Zentralasien wollen, ist dabei völlig egal.
Andererseits sieht die MHP die Türkei aber auch als extrem schwach an. Denn in kaum einer Sache ist die türkische extreme Rechte so gut, wie in der Angst vor Gruppen, die angeblich die Nation unterwandern würden. Die Listen verbotener linker Gruppen könnten Seiten füllen, immer wieder hat sich die MHP für Militärputsche eingesetzt, weil der Staat angeblich kurz vor dem Fall war und bis heute wird der Völkermord an den Armenier*innen damit gerechtfertigt, dass sie das Osmanische Reich von Innen verraten hätten.
Ähnlich begründet sich auch die Haltung der MHP zu den Menschen in Kurdistan: Jeder und Jede gilt ihnen als verdächtig, wenn es eine geringfügige Abweichung vom angestrebten Charakter der Nation gibt. Man möchte Gebiete, in denen Positionen vertreten werden, die nicht national genug seien, deshalb mit umso mehr Repression überziehen und setzt darauf so lange zu kämpfen, bis das ganze Land mit Blut überzogen ist.
Wenn die MHP alleine an der Macht wäre, würden sich ihre Funktionär*innen angesichts ihrer Angst sicherlich selbst bekämpfen - Verschwörungstheorien und Mythen würden die eigenen Mitstreiter*innen verdächtig machen, das Gemetzel würde intern weitergehen.
Diese staatliche Angst, die zum Terror führt, steckt auch hinter den Morden an den drei Aktivistinnen und hinter der Repression gegen die kurdische Bewegung im Ganzen. Statt endlich über Frieden, gleiche Rechte und Autonomie zu reden, wird diese als Bedrohung für den Staat vorgestellt. Der türkische Geheimdienst träumt davon, diese Bedrohung zu vernichten - und greift dazu gerne auf Faschisten wie den Attentäter von Paris zurück.
Dabei ist die Angst unbegründet und die Panik um das Ende des türkischen Staates ist eine Lüge. Denn die drei Aktivistinnen, die kurdische Bewegung und ihre Unterstützer*innen stehen nicht für die Vernichtung irgendeiner Bevölkerung, einer Sprache oder einer Region. Sie stehen für Selbstbestimmung, Gerechtigkeit und ein gutes Leben für alle.
Natürlich weiß der türkische Faschismus, dass er in einem guten Leben, in einer fairen, sozialen und gleichen Gesellschaft gar nicht existieren kann. Genau wie das jeder Faschismus weiß: Auch die AfD in Deutschland pflegt das Elend deshalb.
In diesem Sinne ist die Furcht der MHP und des türkischen Geheimdienstes berechtigt: Sie wissen, dass Fortschritt und Revolution sie irgendwann ihrer Macht berauben werden. Das wollen sie nicht zulassen und Ermorden die Aktivist*innen der revolutionären Bewegung.
Dabei wäre es für die Menschen in der Türkei, in Kurdistan, in Syrien und auf der ganzen Welt ein Zeichen der Hoffnung, wenn der türkische Faschismus - wie jeder Faschismus auf der ganzen Welt - endlich besiegt wird und dort ein freies, demokratisches Land mit echter Autonomie entsteht - ohne Geheimdienst und Graue Wölfe!
Für eine Welt des Friedens und der Freiheit!


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