No pasarán? - No pasarón! - Naziaufmarsch in Dresden am 13.2. verhindert

Noch nie konnte man den sogenannten Trauermarsch der Neofaschisten in Dresden anlässlich der Bombardierung Dresdens vor 65 Jahren stoppen. Die Braunen schafften es jedes Jahr  wieder, ungehindert von Politik, Justiz und Polizei, durch Dresden zu marschieren, ihre widerwärtigen Parolen zu verbreiten und die Geschichte so zu verdrehen, dass Hitlerdeutschland nur Opfer der Alliierten gewesen wäre, wobei tatsächlich der nationalsozialistische Verbrecherstaat gestoppt wurde und gestoppt werden musste , in einem Krieg, den die Deutschen sich selbst ins Haus geholt hatten!
Nur mit guter Organisation und einem breiten Bündnis an Antifaschistinnen und Antifaschisten aller Art gelang es eine mobile, geduldige und einsatzfähige Blockade zu organisieren, wie es bis dahin noch nie erreicht wurde.

Auch die Linksjugend ['solid] aus Mansfeld Südharz hat sich selbstverständlich an dieser Aktion beteiligt. Mit einem Bus aus Magdeburg fuhren wir bereits um 4.25 Uhr mit 13 Mitgliederinnen und Mitgliedern los und waren gespannt wie unsere erste gemeinsame Aktion verlaufen würde. Neben einem Halt in Halle, um weitere ['solid] und SDS-Aktivistinnen und Aktivisten mitzunehmen, hielten wir sonst nur aufgrund kleinerer Toiletten- und Raucherpausen, wobei wir auch hier Vorsicht walten lassen mussten, um nicht mit den Rechten zusammen zustoßen.

Ungefähr um 8 Uhr kamen wir dann in Dresden an. Nicht sonderlich überrascht von den vielen Einsatzkräften vor Ort, begannen wir gleich in Richtung unseres Blockadepunktes zu gehen, wobei sich der Weg nicht selten als ziemlich verworren herausstellte. Allerdings waren wir auch schon um Neun an den richtigen Punkt angekommen, an den uns, und den anderen bis zu 3500 Demonstrantinnen und Demonstranten, die Polizei, wie bereits schon zu erwarten war, nicht sehen wollte. Die Antifaschistinnen und Antifaschisten ließen sich aber nicht von der Staatsgewalt einschüchtern, bestanden auf ihr Recht zu blockieren und durchbrachen die Polizeilinien.
Nun konnte der Blockadezug endlich an der vorgesehenen Stelle Platz nehmen, und der Weg vom Neustädter Bahnhof Richtung Hansastraße blieb, inklusive Straßenbahn, bis auf weiteres versperrt. Wir suchten uns ein Platz an der Spitze der Blockade und konnten dort auch, ohne größere Probleme, verharren, wobei selbst die bittere Kälte unsere Entschlossenheit nicht mindern konnte.
Bereits 11 Uhr erhielten wir die Nachricht, dass noch drei weitere zentrale Punkte blockiert sind, sodass die Neonazis schon vor dem eigentlichen Beginn ihres revisionistischen Marsches von engagierten Gegnerinnen und Gegnern eingekesselt waren. Großartig war  anzusehen wie ein Bus mit Nazis am Neustädter Bahnhof hielt und Meldung durchdrang, dass diese sich nicht trauten auszusteigen; wegen „uns“ - eine größere Bestätigung für den Erfolg unserer Aktion gab es in diesem Moment nicht. Um 12 erhielten wir dann offiziell die Bestätigung, die Kundgebung der Neofaschisten könne nicht, wie geplant, durchgeführt werden und es würden 4000 frustrierte Nazis in und vor dem Bahnhof stehen. Schlagartig waren unsere Füße nicht mehr starr vor Kälte und ein unglaublicher Jubel brach los.

Die nächsten Stunden zogen sich dann hin, es blieb nur noch abzuwarten, bis die Demo um 17 Uhr endgültig abgeblasen werden würde. Versüßt wurde uns die Wartezeit allerdings mit etwas Trommelmusik von einigen etwas ausgefalleneren Demonstrantinnen und Demonstranten, die unsere Rufe wie „No pasarán“ noch mit einem erwärmenden Rhythmus unterlegten. Selbst einige Polizistinnen und Polizisten blieben von dieser innovativen Idee nicht unbeeindruckt.
Insgesamt waren die uniformierten Kräfte an unseren Blockadepunkt relativ ruhig, was auch daran lag, dass der Aktionskonsens einer gewaltlosen Blockade überwiegend als selbstverständlich angenommen wurde. Ausschreitungen gab es erst als bekannt wurde, dass sich ca. 2000 Nazis in der Nähe unserer Position zusammengefunden haben und einfach spontan marschierten. Trotz, dass die Neofaschisten damit gegen ihre Auflage, nur in einer großen Masse vom Bahnhof aus marschieren zu dürfen, verstießen und trotz, dass die Neofaschisten den linksalternativen Jugendclub „Conny“ in der Dresdner Neustadt zerstörten und dabei einige leicht verletzte und sogar einen schwer verletzten Antifaschisten zurück ließen, hielt die Polizei diese Masse brauner Dummheit nicht auf, sondern schützte diese auch noch gegen die völlig zurecht echauffierten Antifas.
Gegen 15 Uhr bekamen wir die Durchsage, dass bereits zwei Blockaden mit Wasserwerfern (bei Minusgraden!), Schlagstöcken und Pfefferspray geräumt wurden, und dass die Polizei mit den Neonazis verhandle, ob diese mit Polizeischutz durch die Innenstadt begleitet werden könnten, oder  ob die Nazis weiter im Bahnhof verharren müssten. Uns war das Ergebnis von vornherein klar.
Entgültig war Dresden dann von einer lautstarken, verblendeten Meute befreit, als wir dann um 17 Uhr erfuhren, dass die Kundgebung und der Trauermarsch vollends abgesagt wurden war und die Nazis, wie gewünscht enttäuscht und desillusioniert, wieder nach hause fahren mussten.
Wir kehrten dann zu unseren Bus zurück, alle heilfroh, an diesem Mammutprojekt, Europas größten Nazisaufmarsch erfolgreich zu blockieren, teilgenommen zu haben.
Dieser Tag hat sich gelohnt, wie jeder Tag im Kampf gegen Faschismus lohnt und sich auch in Zukunft lohnen wird. Eines werden die Neonazis so schnell nicht vergessen: „No pasarán“.

Ein Bericht von Felix Kupfernagel (Linksjugend ['solid] Mansfeld Südharz)

Nachtrag: Der SDS-MLU fuhr in einen gemeinsamen Bus mit ['solid]-Sachsen-Anhalt zur Blockade nach Dresden

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