Homophober Hassprediger an der MLU? Evangelikalismus kritisieren!

Die Studentenmission Deutschlands an der MLU (SMD) wurde schon einmal Gegenstand unserer Kritik. Während wir damals aber ins Blaue hinein ein paar Fragen zum Verhältnis der SMD zu evangelikalen Gruppen aufwerfen wollten (t1p.de/x9ma6), ist es nun ernster: Am Donnerstag kommt Rolf Hille ins Melanchthonianum (19 Uhr / HS XV), um über die Frage zu referieren, warum er kein Atheist sei. Wir können das beantworten: Du bist mutmaßlich kein Atheist, weil du Homosexualität und Abtreibungen ablehnen willst und eine Bibelstelle gefunden hast, die dazu passt.

Während wir durchaus zu schnellen Urteilen neigen, lässt sich dieses aber leider nicht einmal relativieren, wenn wir es wollten: Denn Hille, ehemals Lehrender an einer evangelikalen Hochschule, äußert sich sehr klar gegen Homosexualität. Er führt aus, dass “praktizierte Homosexualität” mit der Bibel unvereinbar sei und Schwule und Lesben “ungehorsam gegenüber Gott üben” würden. Er lehnt aufkommende Toleranzgedanken, wie bspw. in der Evangelischen Kirche (EKD) strikt ab und wirft denjenigen, die homosexuelle Paare trauen, eine Spaltung der Christenheit vor. Für ihn gilt die Bibel wörtlich, weshalb er das „Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel.“ (3. Mo 18,22) als Argument anführt und den Apostel Paulus zustimmend zitiert, dem Homosexualität als “schwere Sünde” galt (t1p.de/g7kc1).


Auch Abtreibungen lehnt er anscheinend mit Verweis auf seine eigene Biografie ab, was hier allerdings auch ein Beispiel für einen weiteren Kernpfeiler evangelikaler Ideologie ist (t1p.de/42o44). Das Problem ist hier nicht nur, dass die evangelikale Bewegung ein enormes Missionierungsbedürfnis hat und deshalb dauerhaft für derartige Veranstaltungen wirbt, sondern dass Hille letztlich für eine weitgehende Entrechtung marginalisierter Gruppen wirbt. Was soll mit Schwangeren passieren, die dennoch eine Abtreibung anstreben? Was soll mit Menschen passieren, die dennoch “eine homosexuelle Lebensweise” praktizieren? Man wird verzeihen, wenn wir hier nicht auf Gottes Liebe hoffen. Hille will derzeit vor allem eine stärkere Verdammung dieser Menschen durch die Kirche erreichen. Seine internationalen evangelikalen Kontakte, mit denen er prahlt, zeigen aber, worauf es hinausläuft.


Wir fordern die SMD deshalb zu einem klaren Bekenntnis gegen Homophobie, Entrechtung und Evangelikalismus auf. Auch als Hochschulgruppe, die mehrheitlich aus Atheist*innen besteht, gehen wir davon aus, dass es die Möglichkeit gibt, religiös zu sein, ohne dabei menschenfeindliche Ideologie zu vertreten. Zumindest gibt es Menschen, denen beides gelingt.


Es gibt insgesamt derzeit eine Menge evangelikaler Gruppen, die aus dem Boden sprießen und die Krise gerne nutzen würden, um ein paar Gläubige abzufischen. Das ist offensichtlich ein Problem. Die Studierendenschaft fordern wir deshalb dazu auf, den Evangelikalismus zu kritisieren und sich zu überlegen, was die Konsequenzen eines Glaubens sind, der auf Diskriminierung beruht, der zwischen guter und sündiger “Lebensweise” unterscheidet und der Schwangere dazu zwingen will, Schwangerschaften gegen ihren Willen fortzuführen.


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