Redebeitrag Schnellroda 24.09.2023

Liebe Zuhörende,

die diesjährige Sommerakademie die Faschist*innen vom IfS findet unter dem Motto “Propaganda und öffentliche Meinung” statt. Das ist kein besonders kreatives Thema, denn mit etwas anderem beschäftigen sich die völkischen Netzwerker*innen sowieso nicht. Nichtsdestotrotz wollen wir auf das mehr als dürftige Programm eingehen und einen Punkt besonders unter die Lupe nehmen.

In der Mitte des heutigen Programms findet sich der Punkt “Moskau, Drittes Reich, Regenbogen” und dies zeigt gleich mehrere Aspekte faschistischer Ideologie. Zum ersten zeigt es, dass man in Schnellroda wie eh und je den Nationalsozialismus verharmlost. Diese Verharmlosung liegt ganz offensichtlich in der Aufzählung an sich begründet, aber auch an ihrer Reihenfolge. Die ersten Nennung von Moskau, gemeint ist damit offenkundig die Sowjetunion und ihre Propaganda, trägt die beim IfS vertretene Vorstellung mit sich, dass NS-Deutschland und seine Verbrechen eine Reaktion auf den Realsozialismus waren, was nicht nur falsch ist, sondern die Menschheitsverbrechen kleinreden soll, um die deutsche Nation zu retten. Das erinnert an den rechten Historiker Ernst Nolte, dessen Anhänger nicht umsonst inzwischen aus der CDU ausgetreten und in die AfD eingetreten sind.

Ebenso menschenverachtend ist die Gleichsetzung mit dem “Regenbogen”, gemeint ist hier natürlich die Existenz queerer Menschen und das Einstehen für dieses Recht auf Existenz. Hier fahren die Faschist*innen, seien es NDPler, Burschenschafter, Identitäre oder AfD-Abgeordnete seit Monaten eine massive Kampagne, die in Angriffen auf die CSDs in Sachsen-Anhalt mündete. Man hetzt gegen Drag Queens, gegen Aufklärung, gegen Trans*Personen und gegen Homosexualität. Ziel und Gegenbild ist dabei die Kleinfamilie, die endlich wieder zur faschistischen Keimzelle werden soll - ob ihre Insassen das wollen oder nicht.

Deshalb suchen insbesondere Leute wie Maximilian Krah, regelmäßiger Schnellroda-Gänger und Spitzenkandidat der AfD zur Europawahl die Nähe zur Männerrechtsbewegung und zum organisierten Antifeminismus. Krah dreht peinliche Videos, um verzweifelten Männern Dating-Tipps zu geben - er sagt ihnen letztlich, sie sollen einfach übergriffiger sein und Frauen als Objekte betrachten, sich weiter verrohen und stolz auf ihr Land sein - oder so. Es ist tragisch, weil diese und ähnliche Tipps einen wahrscheinlich erst in die Lage versetzen, Videos von und mit Maximilian Krah ernsthaft anzugucken und sich hier wirklich Tipps fürs Leben abzuholen.

Aber es gibt nur nur Platz für sinnlose Lebenstipps, auch politische Forderungen, die in jeder vernünftigen Gesellschaft schlicht verboten wären, spielen bei der Mobilisierung der Faschist*innen eine entsprechende Rolle: so geht es bei den rechten Cis-Männer immer stärker gegen Abtreibungen und teilweise auch gleich gegen das Frauenwahlrecht, weil diese nicht rechts genug wählen würden. 

Mit ihrer Queerfeindlichkeit, ihrem Geschichtsrevisionismus und ihrem Antifeminismus ist die Bande um Krah, die sich unter anderem in Schnellroda trifft, aber weiterhin bündnisfähig: Krah war bis 2016 in der CDU, hat dort seine politische Karriere begonnen. Er ist in einem rechtskatholischen Milieu verwurzelt. Bischöfe, wie etwa den aus Regensburg, trifft er eben auch bei den elenden Märschen für das Leben. Der oben erwähnte Nolte stand der CDU lange nah und er verteidigte den Antisemiten Martin Hohmann, der nach einer antisemitischen Rede im Bundestag zwar aus der CDU ausgeschlossen wurde, aber nun mit Krah zusammen in der AfD ist - man kennt sich aus konservativen Kreisen. 

Das zeigt uns, dass die AfD und das, was sich im IfS herumtreibt eben nie isoliert war, sondern von maßgeblichen Teilen dieser unvernünftig eingerichteten Gesellschaft mitgetragen und gefördert wurde, insbesondere den Konservativen. 

Wollen wir dem Faschismus die Grundlage entziehen, dann müssen wir auch die Gesellschaft radikal ändern und sie so gestalten, dass die Bedingungen für so etwas wie die AfD gar nicht mehr vorhanden sein können. Das gibt es nur mit einer sozialistischen Gesellschaft, die es neben der antifaschistischen Abwehr zu erkämpfen gilt.



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